Dirk Diedrich

Sozialdemokrat

7. August 2018

Allgemein/Pressemitteilung
#Aufstehen – Der richtige Weg?

Dirk Diedrich
Foto: Dirk Jacobs

Die #Aufstehen Initiatorin Wagenknecht hat sich sicherlich was dabei gedacht, als die Idee der neuen linken Sammelbewegung Aufstehen keimte. Vielleicht war Sie ein wenig angespornt durch den Erfolg der britischen Labourparty? Man weiß es letzten Endes nicht.

Ich habe unter „Flieg Vogel flieg“ vor einiger Zeit schon einmal was über die Strömungen innerhalb unserer Partei geschrieben, und wie wichtig mir ein ausgewogenes Verhältnis ist. Die Sozialdemokraten neigen aber nun leider dazu viele „Personenfragen“ vor die Diskussion um die Inhalte zu stellen. Das wurde in den vergangenen Monaten sehr deutlich. Manche Dinge, die einst undenkbar waren für sozialdemokratische Politik, sind im Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU eingebaut worden. Sicher, die Basis diskutiert nun im „Nachgang“ viel darüber. Die Führung verweist auf das Wahlprogramm. Diese Differenzen beruhen meiner Meinung nach aber eher auf dem schlechten Programmprozess zur Bundestagswahl. Die Sozis an sich sind gern streitbar, wollen entscheiden. Somit ist für die Sozis ein Essen, das sie selber kochen immer besser zu verdauen, als eines das man ihnen vorsetzt, wenn ich mal das sperrige Bild bemühen darf.

Also, die Lagerkämpfe, oder Grabenkämpfe, wie man sie nennt, (auch wenn ich das Wort Kampf in diesen Zusammenhängen gar nicht mag) sind in keiner Richtung zu Ende. Es ist immer noch ein Streit um den richtigen Weg in vollem Gange.

Kurz sacken lassen, was das eigentlich für die Partei bedeutet. Nun kommt in dieser Zeit eine „Neue“ Sammlungsbewegung, die sich #Aufstehen nennt. (Wir erinnern uns kurz an die zig Sammlungsbewegungen innerhalb der SPD, die seit geraumer Zeit aus dem Boden schießen. Gab es früher als einzige feste Institution nur die DL21, so keimten „DeineSPD“ und „SPDplusplus“ und sonstige Foren, Plattformen, doch wie frisches Gras im Frühsommer.)

Nun kommt da der Spagat nicht nur aus der SPD selber, sondern von außen. Da kommt die Partei „Die Linke“ auf die Idee eine neue Bewegung zu gründen? Nein, nicht einmal das, es sind einzelne Leute aus dieser Partei.

Reflexartig gehen einige in den Angriffsmodus über und attackieren die Initiatoren. Frau Wagenknecht bietet zwar körperlich keine große Angriffsfläche, aber die Politik für die sie steht ist nicht ganz unumstritten, um es einmal vorsichtig zu sagen. Der Diskurs mit ihr muss ja auch geführt werden, wobei ich es ausschließe, dass man sie noch eines Besseren belehren kann. Man kann sich solcher Meinungen nur demokratisch entledigen, indem man sie einfach nicht mehr wählt. Aber eben an dieser Stelle ist der Diskurs mit ihr völlig unnötig.

Was sehe ich in diesen Bewegungen? Es sind viele tausend SPDler, die sich in den vergangenen Monaten zu den einzelnen „Strömungen“ hingezogen fühlen. Viele tragen sich in Mailinglisten ein. Nun sind es binnen kürzester Zeit über dreissigtausend unter dem #Aufstehen Hashtag, obwohl da noch NULL an Inhalten zu finden ist, an denen man eine Diskussion fest machen kann.

Was ist nun mein Resümee? Es ist mir PIEPEGAL, wer meint sich vor eine Bewegung zu stellen, aber hinter diesen Bewegungen sammeln sich Menschen, die einen Weg aus ihrem politischen Dilemma suchen. Diesen Menschen müssen wir zuhören. Ihre Ideen sammeln, sie in politische Diskurse bringen. Anträge formulieren und mit ihnen bereden. Menschen mitnehmen, und sie nicht stigmatisieren. Wer sich auf den Weg macht etwas zu verändern wird nie geradlinig den richtigen Weg einschlagen, denn es ist immer ein Prozess aus Korrektur und Fortschritt. Wenn sich aber einzelne hinstellen, und jeglichen Diskurs abwürgen, dann gefährden sie die gesamte Linke Bewegung. Linke Meinung sucht sich den Weg immer selber, wir haben bisher keinen „Vortänzer“ gebraucht, und werden es auch in Zukunft nicht brauchen. Was wir brauchen sind „Zuhörer“ und „Mitnehmer“.

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6 Kommentare

  1. Jörg Josef Wohlmann sagt:

    Moin Dirk,
    sehe ich genauso. Menschen mitnehmen und sie nicht stigmatisieren, zuhören und respektieren ihrer Meinungen,
    das ist soooo wichtig ! Nicht gleich alles oberlehrerhaft abwürgen, sondern zusammen an einem Kompromissvorschlag arbeiten. Das sollte unser Weg sein !

    LG
    Jörg Josef

  2. Enrico Koltermann sagt:

    Hallo Dirk,

    ich finde manche Angriffe auch etwas sehr übertrieben, aber es zeigt sich doch durch die vielen Bewegungen das es ein starkes Bedürfnis an parteiübergreifender Diskussion zu bedeutenden Themen. Wir müssen versuchen die Gesellschaft zusammen zu führen, anstatt die weitere Spaltung zuzulassen

    Gruß Enrico

  3. Simon Klaus sagt:

    Hallo Genosse Dirk.
    Danke das du diesen Blog geschrieben hast, das bedeutet mir sehr viel.
    Der Zustand der SPD ist nicht deshalb so, Weil GuG am Meckern sind, sondern der PV einen Politikstil hat, den die WählerInnen auch erleben.
    Daher auch der Aktuelle Umfrageergebnissen von 18% – 20%.
    Daher mein Apell an die Genossinnen und Genossen, wir müssen uns mehr Gehör verschaffen, die Basis muss laut werden, viel Lauter.

  4. Ute Baron sagt:

    „Bewegungen“ kommen immer dann von *unten – wenn die Gesellschaft erstarrt! Selten ist der/die dann schließlich der/die Pfeilspitze — welche/r glaubt sie zu sein! Schlussendlich wird aus der Bewegung heraus eine solche entstehen! Die SPD ist in der momentanen Verfassung nicht in der Lage eine solche Bewegung in Gang zu setzen – geschweige sich an deren Spitze zu setzen! Sie wird es erst gar nicht wollen – noch schlimmer: versuchen es zu verhindern (=hoffnungsloses Unterfangen!). Die letzte Wahl zum Bundesvorsitz war wohl „the last chance“! Es ist in der Politik wie in der Wirtschaft = die *Welt ist eine Andere! Nicht mehr die Großen fressen die Kleinen – sondern die Schnellen die Langsamen = also sind beide #Dickschiffe SPD + CDU *artgefährdet! Der *Haubentaucher aus dem Norden sollte sein Herz in die Hand nehmen und antreten! Solche Typen kommen derzeit an – die Zeit der Ralfens ist vorbei!

  5. Anke Dziabel sagt:

    Lieber Dirk,dem ist nichts mehr hinzuzufügen, damit hast du alles gesagt .Mehr geht nicht .

  6. Solange Menschen primär ihren eigenen (vermeintlichen) Glanz aufpolieren wollen, anstatt eine gute Idee in die Welt zu setzen, ist jede politische Veränderung nur Schein.
    Wir benötigen andere Weltmodell – so wie sie zum Beispiel auf http://www.anders-leben-lernen.info beschrieben sind -,wenn wir wirklich etwas Neuen gestalten und aus dem ewigen Reparieren-Wollen des Alten hinaus wollen.

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