Dirk Diedrich

Sozialdemokrat

26. April 2017

Allgemein
Bildung: Wünsch dir was Dirk!

Dirk Diedrich
Foto: Dirk Jacobs

Heute morgen bin ich aufgewacht und hab mich wie gerädert gefühlt. Warum? Bildung! Ich mache mir seit Monaten Gedanken über unser Bildungssystem. Da konstatiert eine Partei den Stein der Weisen gefunden zu haben, nur dadurch, dass die als einzige Idee ein „G9“ durch das Land tröten. Auf der anderen Seite ein System, dass im Wesentlichen noch so funktioniert wie vor hundert Jahren. Wieder andere wollen G8. 

Bildung ist mein täglich Brot. Ich bin jetzt schon lange Lehrer. Jeden Tag macht man sich Gedanken um „guten Unterricht“. „Heute gehe ich da raus und rocke den Laden.“ Da kommt man sich vor wie ein Showmaster oder ein Boxkämpfer. Nein, da sitzen irgendwie 30 verschiedene Bildungsbiografien vor mir, die ich erreichen muss. Meinen Schülern erzähle ich immer von einer Reise nach München die wir machen müssen. Jeden einzelnen muss ich wo anders abholen um das Ziel zu erreichen. Man plant also den Unterricht. Den einen länger, den anderen kürzer.

In der Realität bedeutet es doch oft Improvisieren. Die Medien die ich einsetzten will sind nicht da, das Internet streikt, oder ein Kollege ist krank. Realität eben. (Und die Planung war für die Katz) Die Philologen regen sich auf, dass nicht mehr wissenschaftlich genug gearbeitet wird an der Uni, dabei wäre es höchste Zeit die „Kernkompetenzen“ eines Lehrers mal genau zu definieren. Was muss er denn alles? Doch das „Forschungsgebiet“ ist leicht untererforscht. Tja, Pech. „Leben in der Lage“, sagt mein Kollege immer. Eine mögliche Idee wäre es doch, wenn die Berufswissenschaftler, die „Implizites Wissen“ und „Arbeitsprozessorientierung“ in der Arbeitswelt auf die Ausbildungsberufe erforschen, das ganze einmal auf die Lehrer übertrügen.

Ok, ich finde also, dass wir uns mal generell über den Beruf unterhalten sollte. Ich finde aber auch, dass wir uns generell über Schule unterhalten müssen. Viele spielen den Klugscheißer und wissen es besser. Oft verzettelt sich alle in ideologische Streitgespräche. Dreigliedrig (Menschen in Schubladen sortiert) oder gemeinsames Lernen? Sind das wirklich unsere Hauptprobleme? Nein, ich denke nicht.

Ich denke, dass der Spaß, die Freude und Begeisterung genau so zu kurz kommen im System wie das Geld. Schule sollte sich nicht nach Haushalt richten, sondern der Haushalt nach der Schule.

Lehrpläne kann man auch anders gestalten. Ganztag könnte mehr Freude in den Tagesablauf bringen. Warum muss so viel „Druck“ im System sein? (Damit meine ich nicht G8/G9) Mehr Mut den Kindern was zuzutrauen. Mehr Mut Entwicklungspsychologen zuzuhören die uns sagen was Kinder wann können. Im Ernst, warum darf ein Gymnasium „unbequeme“ Kinder abschießen? Mit welchem Recht ist das immer noch eine gesellschaftliche „Sortieranlage“? Eltern wollen oft das „Beste“ für ihre Kids und melden sie am GYM an. Ok, dann möge die Schule sie bitte zu dem Abschluss geleiten den sie erreichen können.

Wenn es nach mir ginge erhielten alle die Möglichkeit 12 Jahre  mindestens zu lernen. Die scharfe Trennung würde ich aufheben. Ich würde dem System den Druck nehmen wollen, denn das Kind, dass das GYM nach 9 Jahren mit dem ersten berufsqualifizierenden Abschluss verlässt ist ja nicht gescheitert. Jede berufliche Schule bietet ausreichend Möglichkeiten. Warum sehen wir in der Gesellschaft das als Versagen? „Ach, du bist über den zweiten Bildungsweg ins Studium gekommen?“ Hä, was für ein Scheiß! Wer sortiert da denn wieder? Ist der eine mehr „wert“ als der andere?

Es folgt eben nach 10 Jahren Mittelstufe eine Oberstufe. Es ist doch echt Wurst WO!

Ich denke die Wertigkeit eines Menschen sollte jeder Mensch für sich selbst entscheiden, wenn er sein Leben gelebt hat und zurück schaut. Wir brauchen ein System Schule das Spaß macht. Ein System, dass Stress vermeidet, vorurteilsfrei ist. Hand in Hand mit der Zivilgesellschaft. Ganztags lernen können wenn man es möchte. Mit Sportvereinen und Feuerwehr und THW oder DRK, Musikschulen und vielen mehr. Nein, wir sind noch nicht soweit, dass wir uns wirklich hinsetzen und die Ärmel hochkrempeln und über unsere Kinder nachdenken. Wir befriedigen lieber unsere eigenen Egos und hauen andere Leute in die Pfanne, kein Wunder, wenn die Menschen da draußen so fix die Nase voll haben von Politik.  Wie viele von Euch haben eben gerade während des Lesens meine Rechtschreibfehler gezählt, anstatt sich darauf zu konzentrieren was ich zu sagen habe? Tja.

Hallo Fee zum Thema Bildung, ich wünsche mir mehr Spaß und Freude in der Schule!

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