Dirk Diedrich

Sozialdemokrat

Gedichte

Der Pfahl

Ich bin dein Pfahl,
einst weiser Baum.
Nun stehe ich hier,
du glaubst es kaum.

Erzähl ich dir meine Geschicht‘
eingepackt in ein Gedicht.

Dort oben an dem steilen Hang,
da stand ich einst mein Leben lang.
Bis dann ein Bauer der mich schlug,
später dann ins Tale trug.
Um Kleinholz wohl aus mir zu machen
und manch andre wichtge Sachen.

Es trieb mich ein des Hammers Klang
nun steh ich hier mein „Leben“ lang.

Vieles hab ich schon geseh’n,
und kann doch weiter nichts als steh’n.
Kein Sturm konnt mich einst besiegen.

Doch trocken nun, da werd‘ ich brechen

und kann mich nur mit Splittern rächen.

Peng

Urknall – Weltall – Erdball – Spielball – überall – Krieg – „Peng“ – Urknall – Weltall – …

(1995)

 

Von Schleiern und Vergangenheit

Der Sommer ist gegangen,
die Schleier des Herbstnebels liegen in den Tälern.
Der Herbst ist gegangen,
Schneetreiben betäubt den Blick aus dem Fenster.

Du bist gegangen,

meine Gedanken – verschleiert.

Ich warte auf den Frühling,
wenn das Licht wieder mit Macht herrscht
und kein Schleier erneuten Wechsel bringt.
(1995)

Finsternis

Dunkel der Weg,
Finster mein Herz.
Doch Angst spüre ich nicht,
denn Du bist mein Licht.
(1995)

Du bist weg

Du klebst in meinem Hirn,
so wie Dein Geruch auf meiner Haut.
Fast möchte ich verzweifeln.
Ich fühle mich einsam.
Aber ich werde mich im Strudel der Gedanken der Vergangenheit treiben lassen
und Glück fühlen.
(1995)

 

Faszination

Faszinierend ist es zuzusehen
wie ein Tropfen in einen See fällt
und seine Kreise sich im unendlichen verlieren.

Faszinierend ist es zuzusehen
wenn nach einem tosenden Gewitter
sich zart am Horizont ein Regenbogen zeigt.

Faszinierend ist es zuzusehen
wenn der Mond sich vor die gleißende Sonne schiebt
und die Erde in ein fahles Licht taucht.

Faszinierend ist es zuzusehen
wenn Du morgens Deine wunderbaren Augen öffnest
und „ich liebe Dich“ sagst.
(1995)

 

Gefühle

Gefühle kann man nicht in Worte fassen,
Angst vor Versagen,
Flugzeuge im Bauch,
hemmungsloses Verlangen,
tiefste Vertrautheit.
Zitternde Beine und Klötze in der Kehle,
Oder einfach nur zwei Augenpaare die sich zufällig treffen
und zwei verschwitze feuchte Hände.
(1995)

 

Trauer

Ich sitze im Abfall meiner Gefühle,
zähe Gedanken umspinnen mich.
Fühle mich gänzlich verheddert.
Gute Ratschläge von überall,
wo ich anfangen soll.
Doch immer wenn ich mich bewege
zieht sich das Knäuel fester um meinen Hals.

Warum immer nur Worte? Warum keine Schere?
(1995)