Dirk Diedrich

Sozialdemokrat

23. Dezember 2015

Allgemein
O‘ du Fröhliche, oder alle Jahre schon wieder?

Foto: unbekannt270 - CC BY 2.0

Es wird Weihnachten, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Es ist Zeit, sich ein wenig zu sortieren und das Jahr im geistigen Auge an sich vorbei ziehen zu lassen. Ich versuche es einfach mal. Weihnachten, das Fest der Liebe. Schade nur, dass es dazu für viele Leute einen Termin braucht. Liebe nach Terminplan? Ich finde eine Aufmerksamkeit oder ein Geschenk immer netter, wenn ich gerade an Jemanden denke, und ich muss damit nicht unbedingt bis Weihnachten warten. Wie heute morgen, ich hatte noch was vergessen, banales Zeug, Brot für meine Mutter, etwas Milch für mich und Zigaretten (Böse! Liebe Kinder, überlest das aus pädagogischen Gründen). Nun, um acht also zum Supermarkt und es war Endzeitstimmung. Ich hab ja nichts gegen Menschen, die wie ich auf den „letzten Drücker“ einkaufen. Ich habe aber deutlich Probleme damit, wie sich diese Menschen verhalten. Da ist das Anpöbeln des Servicepersonals noch das harmloseste Vergehen. Nein, das gefällt mir nicht. Man wird einfach über den Haufen gelaufen, alte Kniggeansätze wie: „Der Jüngere weicht dem Älteren aus“, gelten nichts. Auch entwickelt sich ein voller Einkaufswagen als Waffe gegen Rollstuhlfahrer. Warum ist das so? Sind die Leute alle beseelt vor lauter Liebe? Ist es unsere christlich abendländische „Leitkultur“, den anderen einfach umzuschubbsen? Im Auto sitzend habe ich Zeit für eine ganze Zigarette (Achtung Kinder!), bis mich der nachfolgende Verkehr rückwärts ausparken lässt. Was nehme ich für mich mit? Ja, ganz bestimmt nehme ich mit, dass ich gern einen Anderen erst ausparken lasse, und dass ich auch immer wieder an der Kasse jemanden vorlasse. Ich nehme mit, dass ich wie immer freundlich bin zu der Dame an der Kasse, und auch im nächsten Jahr wie immer ihr einen tollen Feierabend wünsche. Denn auch sie hat Menschen zuhause, die auf sie warten. Wen? Das weiß ich natürlich nicht. Aber Jeder von uns ist ein Teil in diesem „Netz“ und ich hoffe, dass ein Lächeln und ein wenig Freundlichkeit sich genau so gut fortpflanzen wie es Gerüchte und Hass im Moment tun.

So, nun aber schnell in die Stadt, noch ein Pfund frisch gerösteten Kaffee aus Heide kaufen. Hennings ist da eine tolle Adresse. Im Hintergrund rappelt die Röstmaschine, die Menschen sind entspannt, hach schön. Kaum bin ich in der Gehstraße (die Dithmarscher wissen, dass ich den Teil der Fußgängerzone meine, der Friedrichstraße heißt) unterwegs, da sind sie wieder diese „Weihnachtsmenschen“ die entweder irgendwelche Listen oder Smartphones vor sich hertragen, auf denen sie irgendwas abhaken. Also schnell den Kopf in alle Geschäfte reinstecken und ein frohes neues Jahr wünschen und ab nach Hause. Leben in einer Kleinstadt kann schön sein.

Endlich wieder zuhause, es ist der 23te, ich hab Post. Oh, Weihnachtspost… Ich bekomme gern Post, also „Analogpost“, auch ein Kandidat für das Wort 2016. Ein Genosse schreibt. Eine Karte mit einem Foto der Gieselauschleuse drauf. Drinnen nicht viel Text, aber Bezug zu meinem Leben, ein Spruch, der mich nachdenken und innehalten lässt. Ja, denke ich, Du hast es mal wieder getroffen. Mich getroffen, mich berührt und ein Stück reifer gemacht. Ja, solche Karten mag ich. Ich bekomme übrigens gern Analogpost, das ganze Jahr über, und nicht nur zu Weihnachten. Ich mag die Karten nicht, die kommen, weil Weihnachten ein Fest der Liebe ist, dann hektisch, oft unleserlich geschrieben, ohne persönlichen Bezug. Da denke ich mir so oft: „ach, wenn du mir was sagen willst, dann nimm dir doch einen Moment Zeit, ein gutes Glas Leitungswasser (ist gesünder als Wein – sollten die Kinder lesen), und dann schreib mir einfach wenn du Zeit dazu hast.“

Nun habe ich aber lange genug auf allen Mitmenschen herumgehackt, also zu mir. Wie war das Jahr, was hab ich bewegt? Nun, die letzte Frage kann ich zum Glück nicht allumfassend beantworten, denn manche Dinge stößt man an und es bewegt sich erst in ein paar Jahren was. Fast so, als würde man einen Baum pflanzen. Ach, im übrigen, es ist unsagbar toll, einen Baum zu pflanzen. So, also eher die Frage: Was hat mich bewegt? Ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch, der leider immer zu schnell, zu viel mit anderen Menschen fühlt, wahrscheinlich sehe ich die Probleme dann vor der eigenen Haustüre nicht so gut, aber ich gelobe Besserung. Jedenfalls was mich selber angeht. Man muss ja auch ein wenig auf sich selbst achten. Ich bin bewegt von den ganzen schlimmen Dingen die in diesem Jahr passiert sind. Aber wenn ich ehrlich bin, dann passieren jedes Jahr schlimme Dinge. Kriege, Tsunamis und und… Die Welt ist schneller geworden, ja, das kann ich sagen. Informationen sind schneller geworden, und vor allem das „Urteilen“ wird schneller. Der eigene Dunstkreis des Menschen um sich herum wird jedes Jahr kleiner, so kommt es mir vor. Wir sind Getriebene. Viel zu selten harren wir aus und fragen uns, wer oder was uns da gerade treibt. Noch seltener stellt man sich die Frage: „Was kann ich dagegen tun?“ Naja, die Politik ist Schuld, klar…. Aber niemand kann mir sagen wer „die Politik“ ist, außer „die da oben“. Tolle Antwort. Ich sollte Privatdozent für „demokratische Prozesse und Willensbildung“ werden, da scheint es viel Nachholbedarf zu geben. Denn es ist immer einfach „geschimpft“, aber schlechter eine Lösung herbei geführt.

Ja, ich ganz persönlich bin bestimmt bewegt von dem zunehmend schlechten Zustand meiner Mutter. Bei meinem Vater ging es damals so schnell, der war eben einfach tot. Aber dieses Mal ist es was anderes, es vollzieht sich langsam und schleichend. Das knabbert ziemlich an mir. Das Jahr 2016 wartet also wahrscheinlich mit dem Ende eines Abschieds auf mich. Zum Glück weiß ich, dass ich einige wenige liebe Menschen um mich herum habe, die mir den Kopf gerade rücken und mich in die richtige Richtung schubsen. Also weiter zu 2015 im Überblick. Ich bin nun „fame“ wie meine „Älteste“ beim Frühstück gestern sagte. Seit Beginn des Jahres bin ich im Landesvorstand der SPD, mit der schleswig-holsteinischen Politprominemz auf „Du und Du“. Eine Sache, die mich mit viel Stolz erfüllt, aber auch einiges an Verantwortung birgt. Ich mische mich gern in Dinge ein, die mich bzw. unsere Region betreffen. Seien es die Kita-Elternbeiträge, die Gieselauschleuse, die Erstaufnahme in Albersdorf oder der geliebte Hafen Friedrichskoog. Wahrscheinlich gehe ich allen dabei auf den Wecker, entschuldigt bitte, wenn ich euch SMS zu unmöglichen Tages- oder Nachtzeiten schicke.

Aber es hat sich was in mir manifestiert, ich bin gerne ein „Baumpflanzer“. Ich rege gern zum Denken an. Merkt man vielleicht auch an dem Blog hier, oder? Könnte ja auch stumpf „Pressetexte“ veröffentlichen, aber will ich das? Nein. Sicher, ich trete auch damit Menschen auf den Schlips. Bin aber auch immer gern bereit, mir andere Argumente anzuhören. Viele Menschen haben mein Wirken in der Landespolitik als positiv empfunden und darum habe ich für mich einen Entschluss gefasst. Ich werde eine gewisse Zeit versuchen, meinen Horizont in der Politik zu erweitern. Für 2016 möchte ich mir wünschen dürfen, dass wir uns alle mehr zuhören, dass wir uns Mühe geben den anderen zu verstehen. Die Augen des Anderen zu nehmen und nicht immer durch die eigene Brille zu sehen. Weitsicht, Rücksicht und Zuversicht, das sollen drei Sichtweisen von mir werden. Vielleicht helft Ihr mir dabei?

Habt alle eine tolle Zeit, lasst euch durch mein griesgrämiges Gemecker nicht abschrecken. Feiert sicher in das neue Jahr hinein und ich wünsche euch Liebe und Gesundheit für Euch selber und alle Menschen die Euch nahe stehen!

P.S.: Es ist übrigens total IN Geschenkpapier zweimal zu benutzen, oder es kurz aufzubügeln.

 

 

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